Ich bin eher so ein Vereinstyp

Seit mehr als zehn Jahren ist Tanja Kramer Frauenbeauftragte beim Boxsport Verband NRW. Außerdem engagiert sich die 46-Jährige als Boxtrainerin und Kampfrichterin beim ASV Wuppertal. Der Powerfrau gelingt es, Familie, Job und das Ehrenamt unter einen Hut zu bringen. Auch wenn ihr Partner Boxen „ganz abscheulich“ findet, hält sie weiter daran fest: Denn die gebürtige Schwerterin gibt es nur zusammen mit ihrem Amt. Zu Gast in Wuppertal erfahren wir mehr über die lebensfrohe und selbstbewusste Zukunftsmacherin...

Interview: Ramona Dziwornu | Fotos: Andrea Bowinkelmann (Head), Ramona Dziwornu


Tanja Kramer


 

Wie bist du zu deinem Ehrenamt gekommen?
„Damals gab es nicht so viele Frauen, die sich dafür interessiert haben. Da ich bereits bekannt war, wurde ich einfach angesprochen und habe ‚mach ich‘ gesagt. Die Anzahl der Frauen, die sich auch ehrenamtlich beispielsweise im Trainerbereich einsetzen, hat sich glücklicherweise verändert. In NRW gibt es insgesamt rund 20.000 Boxerinnen und Boxer, davon sind ca. 400 bis 500 weiblich. Die Zahl schwankt allerdings sehr. Durch die Schule, Ausbildung, das Studium oder andere Interessen entsteht oftmals eine kleine Unterbrechung, aber es kommen viele zurück, wenn sie sich ausreichend ausgetobt haben.“ 

Wann hat dich die Leidenschaft für den Boxsport gepackt? 
„Leider habe ich erst relativ spät mit dem Boxsport angefangen. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern: Ich bin 30 geworden und habe mir gedacht, ich muss irgendetwas verändern. Früher habe ich lange Handball gespielt und danach eine Zeit gar nichts mehr gemacht. Dann wollte ich aber unbedingt wieder mit dem Sport anfangen, im Verein. Das passt besser zu meinem Typ, ich brauche feste Trainingszeiten. Sonst bleibe ich auf der Couch, da ist der Schweinehund dann doch sehr dominant. Außerdem sind die Mitgliedsbeiträge auch günstiger als im Fitnessstudio. Mit den Mädels konnte ich damals im Boxtraining gut mithalten, aber einen Kampf durchzustehen wird schwierig – rein konditionell, in jungen Jahren ist man einfach besser drauf.“ 

Welche Aufgabe hast du in deinem Amt?
„Früher gab es drei Landesverbände. Da soll ich im Austausch mit den zuständigen Frauenbeauftragten bleiben. Außerdem ist es meine Aufgabe, Listen zu erstellen. Einmal im Jahr gibt es Meisterschaften, da melde ich die Boxerinnen. Ich spreche mit dem Jugendwart, Sportwart, mit Trainern und beobachte, ob die Frauen irgendwelche Probleme haben. Alle Veranstaltungen wahrzunehmen, schaffe ich leider nicht – dafür fehlt mir einfach die Zeit. Ansonsten bin ich für alle Ansprechpartnerin, auch wenn Kämpferinnen gesucht werden. ‚Tanja hast du eine Kämpferin für mich? Folgender Jahrgang, drei Kämpfe, zwei Siege?‘ Dann schicke ich die Anfrage über meine Verteiler raus, per E-Mail oder WhatsApp. Früher lief viel über das Telefon.“

Warum ist es so wichtig, eine Frauenbeauftragte im Landesverband zu haben? 
„Die Position als Frauenbeauftrage hatte früher ein Mann. Es hieß: ‚Der kann ja auch Listen erstellen.‘ Das ist natürlich nicht gut. Frauen können sich einfach besser in die Lage von jungen Mädchen und Frauen versetzen und ihre Bedürfnisse verstehen. Wir brauchen auch heute noch diese Position, denn sonst würde dieses Amt einfach unter den Tisch fallen. Ich hoffe, die Aktionen in diesem Schwerpunktjahr ‚Mädchen und Frauen im Sport‘ führen dazu, dass noch mehr junge Frauen sich trauen und Chancen bekommen. Die Vorstände dürfen aufwachen und noch mehr junge Frauen reinlassen.“

Wie hast du auf die Anfrage zum Kalender-Shooting reagiert? 
„Ja cool, war mein erster Gedanke. Ich fühle mich geehrt und bin glücklich darüber, dass auch der Boxsport im Kalender vertreten ist. Und mit Nadine Apetz, unsere Olympia-Hoffnung, sowie dem kompletten Team war das super – auch sehr professionell. Zugegeben, ich kannte die RTL-Moderatorin Nina Moghaddam im Vorfeld nicht, da wir zu Hause kein Fernsehen schauen. Wir sind hier vermutlich besser mit Lesestoff ausgestattet als die die örtliche Bücherei. Da musste ich erstmal googeln, danach war ich echt beeindruckt…“


Vielen Dank an Ulf Andritzke und den SC Colonia 06 Köln e.V., die uns so tatkräftig in der Umsetzung unterstützt haben. Und natürlich auch eine riesiges Dankeschön an Nina Moghaddam und Nadine Apetz, die durch ihr Mitwirken, das Motiv so einzigartig machen.


 

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Fragt nach:


Landessportbund NRW
#sportehrenamt

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Ein paar Eindrücke vom Shooting mit Nadine Apetz, unsere Olympia-Hoffnung, und RTL-Moderatorin Nina Moghaddam


 

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