Wieviel Kommunalpolitik braucht das Ehrenamt?

Politik vor Ort von der sportlichen Seite sehen

Erschienen im Magazin Gender Mainstreaming Politikfähig

Alljährlich trudelt Ende des Jahres in den meisten Vereinen die Einladung zum Neujahrsempfang ihrer Kommunen und/oder der Stadt- oder Kreissportbünde ein. Jedes Jahr fragen sich Vertreter*innen des ehrenamtlich organisierten Sports, wie zum Beispiel Vereinsvorstände: Soll ich da überhaupt hingehen?

Text: Dr. Eva Selic, Sprecherin der Frauen des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und Präsidentin des Tauchsportverbandes NRW, Fotos: Andrea Bowinkelmann


Zuschüsse, Baumaßnahmen, Sportstätten, Nutzungszeiten für Sportstätten, Klubheimsanierung und der viel geliebte Kunstrasenplatz: Die Wunschliste der Vereine ist lang, das Budget begrenzt und insbesondere kleinere Vereine mit Randsportarten kämpfen um ihr Dasein.

Viele dieser Belange werden von kommunalen Gremien geregelt und beeinflusst, über deren Zusammensetzung die Vereine selbst entscheiden (Kreis-/Stadtsportbünde), oder aber ihre Mitglieder bei der Kommunalwahl. Deshalb ist es wichtig, das eigene Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. Denn nur wer wählt, kann die Ausrichtung kommunaler Gremien und Institutionen und damit zukünftige Entscheidungen beeinflussen.

Mit wie vielen kommunalen Institutionen ein Sportverein Berührungspunkte hat, zeigt Abbildung 1. Wer hier mitreden will, muss präsent sein. Eine optimale Plattform bietet der Neujahrsempfang, auf dem sich im Allgemeinen alles tummelt, was Rang und Namen in der Kommunalpolitik hat, oftmals sogar die Landtags- oder Bundestagsabgeordnete einer Kommune.


 


FÖRDERUNGEN DURCH DIE KOMMUNE  

Fast jede Kommune fördert ihre Vereine mit unterschiedlichen Maßnahmen. Diese sind abhängig von der jeweiligen Haushaltssituation der Stadt und der politischen Ausrichtung des Rates. Das können zum Beispiel folgende Maßnahmen sein:

  • Sportstättenförderung
  • Zuschüsse zu Sport- und Pflegegeräten
  • Förderung der Jugendarbeit
  • Zuschüsse zur Übungsarbeit/zum Trainingsbetrieb
  • Wettbewerbe/Stiftungen
  • Vereins- und Führungskräfteberatung
  • Förderung von Breiten-, Leistungs- und Spitzensport
  • Förderung von Inklusion und Integration
  • Jubiläumszuwendungen
  • Nationale und internationale Veranstaltungen.

Oftmals übernehmen die Stadt- oder Kreisportbünde (SSB/KSB) die Vergabe von kommunalen Fördermitteln, wenn es sich um Sportvereine handelt. Sie sind deshalb die ersten Ansprechpartner*innen, die Auskunft über die jeweiligen Zuständigkeiten geben. Jede Kommune fördert anders – fragen lohnt sich immer!

Weitere Pflichttermine sollten deshalb die Mitgliederversammlungen der Sportbünde sein. Dort bekommt man Informationen aus erster Hand und lernt einmal persönlich die Ansprechpartner*innen kennen, die gegebenenfalls über einen Förderantrag entscheiden.

Aber auch die Anfrage bei der Beigeordneten für Sport oder im Sportausschuss des Rates kann weiterhelfen. Die Ansprechpartner*innen sind im kommunalen Webauftritt oder im sogenannten Ratsinformationssystem zu finden, zu dessen öffentlichen Seiten jede*r Bürger*in Zugang hat. Hier sind alle Mandatsträger*innen mit ihren Funktionen, Ausschusszusammensetzungen und Sitzungstermine sowie alle öffentlichen Anträge, Anfragen und Beschlussvorlagen aufgeführt.

Jede politische Organisation einer Kommune hat sportpolitische Sprecher*innen, die über ihre Tätigkeit im Sportausschuss oder in anderen Ausschüssen der Stadt die Politik der Kommune bestimmen. Wer hier aktiv den Kontakt sucht, kann als Verein auf Entscheidungen gegebenenfalls Einfluss nehmen. Zu Mitgliedern im Sportausschuss können auch sachkundige Bürger*innen, also Vereinsmitglieder, direkt bestellt werden. Dies hat allerdings nur Aussicht auf Erfolg, wenn sie die entsprechende Nähe zu einer politischen Organisation/Partei besitzen, die über eine aussichtsreiche Vorschlagsmöglichkeit im Rat verfügt.
 

ANSPRECHPARTNER*INNEN IMMER EINLADEN

Klug ist deshalb der Verein, der zu seinen Festen, Veranstaltungen, Turnieren und Wettkämpfen die wichtigsten Repräsentant*innen seiner Stadt einlädt und sich somit ein Netzwerk und kurze Dienstwege aufbaut. Die Übernahme der Schirmherrschaft für eine Veranstaltung durch ranghohe Politiker*innen, wie zum Beispiel ein*e Oberbürgermeister*in, schafft nicht nur eine wertvolle Aufmerksamkeit in der Politik und zugleich in den Medien, sondern auch eine persönliche Bindung zu den Entscheidungsträger*innen einer Gemeinde. Außerdem bieten sie die Plattform, um auf die Bedeutung des ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements im Sport für die Gesellschaft hinzuweisen und die nötige Wertschätzung für das Ehrenamt einzufordern.

Eine „Who is Who-Liste“ stellen die meisten KSB oder SSB gerne zur Verfügung. Es gilt, einfach die Initiative zu ergreifen, am besten beim nächsten Neujahrsempfang. Die Aussicht auf Erfolg ist gut, denn der organisierte Sport ist die größte Bürger*innenbewegung in unserer Gesellschaft der Bundesrepublik und spätestens vor der nächsten Kommunalwahl wird allen in der Politik Tätigen bewusst, wie viel Ehrenamt die Kommunalpolitik braucht.

 

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Fragt nach:


Landessportbund NRW
#sportehrenamt

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