Hauptamt stärkt Ehrenamt

In den Bünden und Verbänden versorgen Ehrenamtskoordinator*innen
die Vereinsverantwortlichen mit Wissen, Ideen und Netzwerk-Unterstützung.
Dafür werden sie geschult – mehrmals im Jahr.

Text und Fotos: Nicole Jakobs 


 

Die Schnupper-Angelaktion des Rheinischen Fischereiverbandes: eine super Idee für neugierige Interessierte. „Ein einziges Mal haben wir das gewuppt bekommen. Aber wir haben keine Strukturen, um das Angebot regelmäßig weiterzuführen“, erzählt Frank, Geschäftsführer des Rheinischen Fischereiverbandes. Die anderen Teilnehmenden nicken wissend: Ja, das kennen sie. Gute Ideen gibt es zuhauf. Nur können sie nicht verlässlich und regelmäßig umgesetzt werden.

Bei der Schulung zum*zur Ehrenamtskoordinator*in in der Sportschule Wedau trafen sich an einem sommerlichen Donnerstag Haupt- und Ehrenamtliche aus den Mitgliedsorganisationen. Sie alle erhalten immer wieder Hilferufe aus den Vereinen, weil zu viel Arbeit und Anforderungen auf zu wenige Engagierte wartet. Ihre Aufgabe als zukünftige Ehrenamtskoordinator*innen: Die Vereine beim Aufbau ihres systematischen Ehrenamtsmanagements zu unterstützen.

 


 

Als KSB sind wir Dienstleister für die Vereine. Ein wichtiges Thema für uns und die Vereine ist der Kinderschutz: Dazu möchten wir uns neu aufstellen und eine halbe Stelle schaffen, die ich innehaben werde. Für die Finanzierung werden wir den Mitgliedsbeitrag etwas erhöhen. Ich befasse mich aber jetzt schon mit dem Thema, denn die Ehrenamtlichen in den Vereinen sollen von uns profitieren.

Inken (Kreissportbund Steinfurt)

 

Was wir am liebsten alles tun wollen, ist aus unseren Beiträgen nicht leistbar. Eine meiner wesentlichen Aufgaben ist es, Förderungen zu beantragen. Ich habe eine Fundraising-Ausbildung, die mir dabei zu Gute kommt. Grundsätzlich bräuchten wir Ehrenamtsmanager*innen im Hauptamt. Diese Person könnte Handlungsvorgaben fürs Ehrenamt in den Vereinen entwickeln und beraten. Wir sehen ja, dass die Bereitschaft bei den Leuten da ist – es fehlt aber an systematischem Management.

Frank (Geschäftsführer Rheinischer Fischereiverband)

 

Meine Idee ist eine Willkommenstasche für neue Ehrenamtliche in den Vereinen. Denn die Würdigung des Ehrenamtes ist aus meiner Sicht ein großes Thema. Im vergangenen Jahr haben wir Ehrenamtliche geehrt, die zum Teil gar keine Vereinsmitglieder sind – etwa Mütter, die oft helfen. Jeder konnte sehen, wer die Engagierten sind und was sie leisten.

André (Geschäftsführer SSV Marl, Sportkoordinator für die Stadt Marl)

 


 

DIE Lösung gibt es nicht – wohl aber Ideen, wie Strukturen aufgebaut und Wissen koordiniert werden können. Denn die Ehrenamtskoordinator*innen werden als „Plattform“ innerhalb ihres Bundes oder Verbandes arbeiten: als Anlaufstelle, an der Fäden zusammenlaufen. Ein Beispiel: die Übungsleiter*innen-Offensive des Landes NRW. Wissen alle Vereinsverantwortlichen über diese Fördermöglichkeit Bescheid? Das zu kommunizieren ist ein Fall für die Koordination der MOen.

Die Gretchenfrage: Hauptamt oder Ehrenamt? Dazu hatten die Teilnehmenden sowie Dozent Holger eine klare Meinung: Das Ehrenamt hat Grenzen. Bestimmte Dinge können nur über das Hauptamt geleistet werden. Denn die Hauptamtlichen verfügen über das fachliche Knowhow, haben ihr Handwerk gelernt, sind für einen festgelegten Stundenanteil ansprechbar, werden bezahlt. Das Ehrenamt arbeitet zu und erhält passende Werkzeuge. Teilnehmerin Kirstin: „Das Hauptamt zu stärken heißt keinesfalls, sich vom Ehrenamt zu verabschieden! Aber bestimmte Bereiche im Verein werden dadurch professionalisiert“ – eine Prophezeiung, die in den nächsten zehn Jahren Gewicht bekommen kann.

 

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